SPIEGEL ONLINE: Die Klimawandel Verharmloser

Published On: June 8, 2016

In den 90er Jahren hatte ich mal ein SPIEGEL Abo, […]

In den 90er Jahren hatte ich mal ein SPIEGEL Abo, mich interessierten die meist gut recherchierten Artikel, die Seriösität und Sachlichkeit, und die Experten kamen zu Wort.

Heute lese ich gelegentlich SPIEGEL Online, meist interessieren mich die aktuellen News dabei. Wer allerdings erwartet sachlich und informativ zum beim Thema Wissenschaft informiert zu werden, wird schnell lernen das dies speziell beim Thema Klima nicht bei SPIEGEL Online zu haben ist.

Dies hängt viel mit der Position der schreibenden Journalisten zusammen, und wer zu Wort kommt. Der SPIEGEL hat hier auch eine klare Position, die man wohl mit “Es wird schon nicht so schlimm sein”, zusammen fassen könnte. Und dann gibt es noch Beiträge die mit puren Behauptungen die Wissenschaft in Frage stellen, oder sogar Wissenschaftler beleidigen.

Als Beispiel, siehe

Katastrophe in Kanada: Die Mär von den Klimawandel-Waldbränden

Klimaforscher James Hansen: Die Nervensäge

The Climategate Chronicle: How the Science of Global Warming Was Compromised

Chef Experte in Klima Fragen bei SPIEGEL, Hans von Storch  (ehemaliger Donald Duck Magazin Verleger und Forscher von dem Comic Entenhausen, im ernst). Diese Person verkündete 2013, “So far, no one has been able to provide a compelling answer to why climate change seems to be taking a break. We’re facing a puzzle.” (Niemand weiss warum der Klimawandel eine Pause macht, ein Puzzle.)

Hätte man renommierte Wissenschaftler dazu gefragt, oder gegooglet, hätten man schnell erfahren dass eine Pause nie belegt war (zB. A warming pause?), oder die entsprechenden Studien dazu aufgerufen, aber das hätte ja dann bedeutet gründlich zu recherchieren….  so wurde die von Klima Skeptikern viele Jahre lang verbreitete Behauptung der Klimawandel hätte eine Pause eingelegt beim SPIEGEL als völlig normal dargelegt.

Zwei Jahre später dann hat sich der SPIEGEL (und wohl auch die Skeptiker Gemeinde neu ausgerichtet), Klimadaten korrigiert: Und die Erde erwärmt sich doch, Hans von Storch kommt in dem Artikel auch wieder zu Wort, “Die Arbeit zeigt, dass selbst die wichtigsten Daten der Klimaforschung ständig überprüft werden müssen.”

Vielleicht hätte Herr Storch, auch sagen können das seine Behauptung das Klima hätte eine Pause gemacht falsch war, oder besser vielleicht sollte der SPIEGEL nicht Jemanden eine Platform bieten, der nachweislich falsche Behauptungen aufstellt und auf internationaler Ebene wenig Anerkennung erlangt hat, wohl auch wegen seinem wirken in der Soon and Baliunas Kontroverse.

Nun gibt es Heute wieder einen Artikel wo der SPIEGEL Journalist Axel Bojanowski reißerisch titelt, Das Unwetter und der Klima-Bluff, mit der URL “Unwetter, die bizarre sehnsucht nach Klimawandel” http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/unwetter-die-bizarre-sehnsucht-nach-klimawandel-a-1096368.html und dann behauptet:

Sowohl die Medien als auch Wissenschaftler sorgen für falsche Schlagzeilen: Oft werden Klimaprognosen, die für die kommenden Jahrzehnte vermehrt Starkregen vorhersagen, fälschlich als Beweis für das aktuelle Wetter umgedeutet. Oder es äußern sich Klimaforscher oder Umweltexperten missverständlich oder irreführend gegenüber den Medien.

So so, die Medien sorgen für falsche Schlagzeilen? Da scheint es Jemand nicht so genau zu nehmen, wenn man sich dessen Veröffentlichungen anschaut.

Herr Bojanowski meint dann:

Rahmstorf – ein begehrter Stichwortgeber bei Wetterkatastrophen – sagte in der Sendung: “Auch für Deutschland ist es gut belegt, dass die Gewitter-Starkregenfälle deutlich zugenommen haben.”

Zwar fällt in Deutschland tatsächlich mehr Regen, allerdings nur im Winter – und dann eben nicht häufiger als früher gefährlicher Starkregen.

Etwas weiter unten schreibt Bojanowski dann

Das Unwetter, sagt der DWD-Mann, sei “ein Indiz” für die verstärkten Auswirkungen des Klimawandels. Man habe “festgestellt in den letzten 10, 20, 30 Jahren, dass diese Starkregen-Ereignisse schon etwas zugenommen haben.”

Rahmstorf erklärt auf seinem Blog zum Thema Starkregen

Bei den Niederschlägen ist das deutlich schwieriger, denn die sind oft kleinskalig (wenn es in Potsdam gießt, kann es in Berlin trocken sein) und auch kurzzeitig hoch variabel und außerdem schwerer zu messen, daher sind die verfügbaren Datenreihen stark „verrauscht“. Eindeutige Signale im „Rauschen“ zu identifizieren, zumal wenn es um die Extreme geht, ist daher schwierig. Dennoch deuten die Daten aus den USA, Europa und Australien auf eine erhebliche Zunahme von Extremniederschlägen hin (für die Quellenangaben der entsprechenden Studien verweise ich auf unser Paper – siehe dort den Abschnitt „Rainfall extremes“).

Es gibt aber einen einfachen physikalischen Grund, in einem wärmeren Klima stärkere Extremniederschläge zu erwarten: wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Eine Folge der Clausius-Clapeyron-Gleichung – pro Grad Erwärmung kann 7% mehr Wasserdampf aufgenommen werden, bis die Luft gesättigt ist. Tatsächlich zeigen die Messdaten eine Zunahme des mittleren Wasserdampfgehalts der Atmosphäre um 4% seit den 1970ern – seither ist die globale Temperatur um 0,6 °C gestiegen.

Der DWD (Der Deutsche Wetterdienst) kürzlich in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung:

Der Deutsche Wetterdienst sieht in Deutschland bereits einen “Trend zu mehr Tagesniederschlägen von mehr als 30 Litern pro Quadratmeter”.

Der Deutsche Wetterdienst bestätigt also die Forschung von Klima Wissenschaftler Rahmstorf, aber beim SPIEGEL wird das Gegenteil behauptet. Dann zeigt uns Herr Bojanwoski noch eine Grafik von 2013, die Niederschläge von mehr als 30 Litern zeigt, ohne Trend. Das liegt daran weil die Grafik von 1951 bis 2013 reicht, aber nach Angaben des DWD es erst seit einigen Jahrzehnten zu der Zunahme kommt.

See also  Europe dodged a Bullet during Record June Heatwave

Aber das verschweigt uns der SPIEGEL einfach. So ist der Klima-Bluff, oder das einzige bizzare hier, der click bait Artikel bei SPIEGEL, der indirekt einen gefährlichen Trend verharmlost.

See also  Report: Europe warming twice as fast compared to rest of world

Es wird auch nicht auf die erhöhte Gewitterfrequenz eingegangen, eigentlich erstaunlich schaut man sich die Ereignisse der letzten Tage dazu an. Wenn hier Jemand irreführend handelt, und fahrlässig dann sind es Artikel zum Klima und Wetter Daten beim SPIEGEL.

Weiter heißt es im SPIEGEL Artikel

Falsche Fährte

Auch ein Geophysiker einer großen Versicherung kommt im “Heute Journal” zu Wort, der auf zunehmende Sachschäden durch Wetterextreme in Deutschland verweist.

Zunehmende Versicherungsfälle verraten allerdings wenig über den Klimawandel, dafür mehr über die Höhe der versicherten Güter und die Auswirkungen von Extremwetter

Die Versicherung um die es hier geht ist Munich Re, und Munich Re als einer der größten Rückversicherer der Welt führt penibel Statistik über die Häufigkeit von extremen Ereignissen, nicht nur wie Herr Bojanowski meint Versicherungsfälle, siehe dazu zB die Munich Re Zusammenfassung “Significant natural disasters since 1980“.

Der SPIEGEL sollte sich ernsthaft gedanken machen sein “Wissenschaftsressort” zu erneuern, weil der Anspruch sollte Sachlichkeit sein, nicht Schein, ansonsten keine weitere Fragen zum ehemaligen Nachrichtenmagazin, wie blogger Fefe das so schön festgestellt hat.

Mehr zum Thema

Axel Bojanowski: Wissenslücke bei Spiegel Online

Starkniederschläge und Hochwasser

Warum die globale Erwärmung mehr Extremregen bringt

Die Gewitterfront der vergangenen Tage sei kein Beweis für den Klimawandel, wurde kürzlich ein Meteorologe zitiert. Trivial wahr aber nichtssagend, und potenziell sogar irreführend – suggeriert es doch, die Existenz des Klimawandels bedürfe noch eines Beweises (siehe dazu Abb. 1). Eine sinnvolle Fragestellung bei Wetterextremen ist nicht, ob sie „den Klimawandel beweisen“. Auch die verständlicherweise oft gestellte Frage, ob sie eine Folge des Klimawandels sind, können wir aufgrund der starken Zufallskomponente im Wettergeschehen in der Regel nicht einfach mit ja oder nein beantworten, sondern bestenfalls mit Wahrscheinlichkeiten. Sinnvoll ist vor allem die Frage, ob und wie der seit vielen Jahrzehnten fortschreitende Klimawandel die Häufigkeit oder Stärke bestimmter Wetterextreme verändert. Zu dieser Frage kann die Wissenschaft Aussagen machen. Beim Thema Extremregen gibt es dazu eine ganze Reihe von Studien und Indizien, über die ich hier einen kurzen Überblick geben möchte.

The weakening summer circulation in the Northern Hemisphere mid-latitudes

Viel diskutiert in der Forschung: durch die überproportionale Erwärmung der Arktis kann sich die normale West-Ost-Bewegung der Luft in den mittleren Breiten abschwächen, die vom Temperaturgefälle zwischen Subtropen und Arktis getrieben wird.

Unsere Nachwuchsgruppe zu Extremwetter hat letztes Jahr in Science gezeigt, dass z.B. der Strahlstrom in der Atmosphäre sich tatsächlich verlangsamt hat (http://science.sciencemag.org/content/348/6232/324).

Außerdem wurde in Nature gezeigt, dass der “storm track” im Atlantik abschlafft, von dem die Sturmtiefs zu uns kommen und für wechselhaftes Wetter sorgen (http://www.nature.com/articles/srep17491). Die Folge sind länger andauernde Wetterlagen, was zu vermehrtem Extremwetter u.a. in Europa führen kann. http://science.sciencemag.org/content/348/6232/324

Weiteres

Nach dem Tornado: Hamburg räumt auf

 

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